Nach der Rezitation von tašahhud, ta’awwuḏ und Sure al-Fātiḥa fuhr Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA fort, über die Unruhen während des Kalifats von Hadhrat Abu BakrRA zu sprechen.
Seine HeiligkeitABA sagte, dass Menschen aus verschiedenen Stämmen Arabiens begannen, sich vom Islam abzuwenden und Unruhe zu stiften. Außerdem wurde Hadhrat Abu BakrRA darauf hingewiesen, dass die Menschen der Meinung waren, dass die Armee von Hadhrat UsamaRA die letzten verbliebenen Muslime wären und deshalb sollte diese Armee nicht entsandt werden. Hadhrat Abu BakrRA sagte, selbst wenn er von allen Seiten angegriffen werden würde, würde er nicht gegen die Anweisung des Heiligen ProphetenSAW handeln.
Wird Apostasie mit dem Tod bestraft?
Seine HeiligkeitABA sagte, dass diese Vorfälle die Frage aufwerfen könnten, ob Apostasie mit dem Tod bestraft werde. Nach dem Tod des Heiligen ProphetenSAW wandten sich viele Menschen vom Glauben ab oder zogen weg und widersetzten sich der Abgabe von Zakat. In den Geschichtsbüchern sind sie alle als Abtrünnige bezeichnet worden und es waren diese Leute, gegen die Hadhrat Abu BakrRA kämpfte. Historiker haben daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass Hadhrat Abu BakrRA den Dschihad gegen diese Menschen führte, was bedeutet, dass Abtrünnigkeit mit dem Tod bestraft wird. Diese Historiker haben daher Hadhrat Abu BakrRA als den Helden von Khatm-e-Nabuwwat (Siegel des Prophetentums) gepriesen. Allerdings war das Konzept der Endgültigkeit des Prophetentums zu Zeiten des rechtgeleiteten Kalifats nie in Gefahr.
Seine HeiligkeitABA sagte, dass es notwendig sei, zu prüfen, ob der Heilige Qur’an und die Praxis des Heiligen ProphetenSAW die Todesstrafe für Apostasie oder irgendeine andere Strafe dafür festgelegt hat. Seine HeiligkeitABA sagte, dass sich Apostasie in der islamischen Terminologie auf diejenigen bezieht, die sich vom Glauben abwenden und sich vollständig von ihm entfernen. Darüber hinaus wird der Abfall vom Glauben an verschiedenen Stellen im Heiligen Qur’an erwähnt, aber es wird keine weltliche Strafe erwähnt.
»Wer aber unter euch von seinem Glauben abtrünnig wird und als Ungläubiger stirbt – das sind diejenigen, deren Taten eitel sein werden in dieser und in jener Welt. Sie sind Bewohner des Feuers; darin müssen sie bleiben.« (Der Heilige Qur’an 2:218)
Seine HeiligkeitABA sagte, dass dieser Vers deutlich zeige, dass die Strafe für Apostasie nicht der Tod sei. An anderer Stelle im Heiligen Qur’an heißt es:
»O die ihr glaubt, wer von euch sich von seinem Glauben abkehrt, (wisse) Allah wird bald ein anderes Volk bringen, das Er liebt und das Ihn liebt, gütig und demütig gegen die Gläubigen und hart wider die Ungläubigen. Sie werden streiten in Allahs Weg und werden den Vorwurf des Tadelnden nicht fürchten. Das ist Allahs Huld; Er gewährt sie, wem Er will, denn Allah ist freigebig, allwissend.« (Der Heilige Qur’an 5:55)
Seine HeiligkeitABA sagte, dass hier erwähnt werde, dass andere Menschen anstelle der Abtrünnigen kommen werden, es werde nicht erwähnt, dass die Strafe für Abtrünnigkeit der Tod sei. Ein anderer Vers macht den Sachverhalt noch deutlicher:
»Die aber glaubten und hernach ungläubig wurden, dann (wieder) glaubten, dann abermals ungläubig wurden und noch zunahmen im Unglauben, denen wird Allah nimmermehr vergeben noch sie des Weges leiten.« (Der Heilige Qur’an 4:138)
Seine HeiligkeitABA sagte, dass es daher klar sei, dass es keine Todesstrafe für Abtrünnigkeit gebe. Der Vierte KalifRH hat ausgeführt, dass, wenn die Strafe für Abtrünnigkeit der Tod wäre, es für einen Abtrünnigen keine Möglichkeit gäbe, zum Glauben zurückzukehren, nachdem er ungläubig geworden ist, wie im obigen Vers erwähnt.
Es gibt keinen Zwang im Glauben
Außerdem lehrt der Heilige Qur’an, dass es in Glaubensangelegenheiten keinen Zwang gibt:
»Es soll kein Zwang sein im Glauben. Gewiss, Wahrheit ist nunmehr deutlich unterscheidbar von Irrtum; wer also sich von dem Verführer nicht leiten lässt und an Allah glaubt, der hat sicherlich eine starke Handhabe ergriffen, die kein Brechen kennt; und Allah ist allhörend, allwissend.« (Der Heilige Qur’an 2:257)
Seine HeiligkeitABA sagte, dass der Heilige Qur’an eindeutig aussagt, dass es keinen Zwang im Glauben gibt, daher kann es keine weltliche Strafe für Abtrünnigkeit geben. Der Heilige Qur’an erwähnt auch die Heuchler an vielen Stellen und sie werden als bösartig und ihre Handlungen sogar schlimmer als die der Abtrünnigen beschrieben. Dennoch wird auch hier keine weltliche Strafe für Menschen allein aufgrund ihrer Heuchelei erwähnt. Zum Beispiel heißt es:
»Sprich: ›Spendet nur, willig oder unwillig, es wird von euch doch nicht angenommen. Denn wahrlich, ihr seid ein ungehorsames Volk.‹« (Der Heilige Qur’an 9:53)
Seine HeiligkeitABA sagte, dass ein ganzes Kapitel des Heiligen Qur’an über die Heuchler offenbart wurde, wo es heißt:
»Sie haben sich aus ihren Eiden einen Schild gemacht; so machen sie abwendig vom Wege Allahs. Schlimm ist wahrlich das, was sie zu tun pflegen.« (Der Heilige Qur’an 63:3)
Seine HeiligkeitABA sagte, es sei klar, dass es im Lichte der Lehren des Qur’an keine Todesstrafe für solche Menschen gebe. Wenn wir uns dann das Leben des Heiligen ProphetenSAW ansehen, auf den der Heilige Qur’an offenbart wurde, stellen wir fest, dass es im Islam keine Strafe für Apostasie gab. Es gab einmal eine Person, die zum Heiligen ProphetenSAW kam und ihn dreimal darum bat, seinen Treueeid widerrufen zu wollen. Der Heilige ProphetSAW ging nicht darauf ein und die Person verließ schließlich Medina. Wäre die Strafe für Abtrünnigkeit der Tod gewesen, dann hätte diese Person dies dem Heiligen ProphetenSAW niemals offen erklärt und hätte stattdessen versucht, Medina heimlich zu verlassen. Wenn die Strafe für Abtrünnigkeit der Tod war, warum hat der Heilige ProphetSAW ihn dann nicht davor gewarnt? Warum ordnete der Heilige ProphetSAW nicht an, ihn zu bewachen, so dass er getötet werden konnte, wenn er zu fliehen versuchte? Warum gab es keine Gefährten, die ihm rieten, es sich noch einmal zu überlegen, da die Strafe der Tod sein würde? Die Tatsache, dass nichts davon geschah, zeigt deutlich, dass es keine Todesstrafe für Abtrünnigkeit gibt.
Seine HeiligkeitABA sagte, dass ein weiterer Beweis darin bestehe, dass beim Abschluss des Vertrages von Hudaibiyah eine der Bedingungen darin bestand, dass wenn irgendein Muslim abtrünnig würde, die Quraish ihn nicht an die Muslime zurückgeben würden. Wäre die Strafe für Abtrünnigkeit im Islam der Tod gewesen, dann hätte der Heilige ProphetSAW dieser Bedingung niemals zugestimmt. Die Tatsache, dass er zugestimmt hat, zeigt jedoch, dass es keine Todesstrafe für Abtrünnigkeit gibt.
Was der Heilige Qur’an über die Verbreitung des Islam lehrt
Seine HeiligkeitABA zitierte den zweiten Kalifen, Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmud AhmadRA, der erklärte, dass beim Studium des Heiligen Qur’an deutlich wird, dass der Qur’an beabsichtigt, den Glauben durch Beweise und Argumente zu verbreiten, nicht durch das Schwert oder Gewalt. Daher gibt es im Islam keine Strafe für Apostasie. Wenn es erlaubt wäre, diejenigen zu töten, die nicht mit dem eigenen Glauben übereinstimmen, warum sollten dann Christen oder Menschen anderer Glaubensrichtungen nicht das Recht haben, diejenigen zu töten, die ihren Glauben nicht akzeptieren? Es widerspricht also völlig der Vernunft, zu glauben, dass es in solchen Angelegenheiten irgendeine Art von Gewalt oder Zwang geben kann. Niemand kann gezwungen werden, Rechtleitung zu erlangen. Wenn die Welt dies verstehen würde, dann würden Grausamkeit und Ungerechtigkeit, insbesondere im Namen der Religion, nicht länger bestehen.
Warum Hadhrat Abu BakrRA zu Waffen griff
Seine HeiligkeitABA sagte, es sei erwiesen, dass die Strafe für den Abfall vom Glauben nicht der Tod sei. Aber warum griff Hadhrat Abu BakrRA dann zu Waffen gegen sie? Seine HeiligkeitABA erklärte, dass die Menschen zu seiner Zeit nicht nur Abtrünnige waren, sondern auch Rebellen, die zu Waffen gegen Muslime griffen und große Unruhe verursachten. Der Heilige Qur’an besagt, dass die Vergeltung dem Ausmaß des Verbrechens entsprechen muss. Diese Leute haben nicht nur Medina angegriffen, sondern auch unschuldige Menschen. Sie verübten unsägliche Verbrechen gegen diejenigen, die an ihrem islamischen Glauben festhielten. Diejenigen, die gegen die Zakat waren, versuchten mit dem Schwert dagegen vorzugehen und so musste Hadhrat Abu BakrRA gegen sie kämpfen.
Seine HeiligkeitABA sagte, dass er dieses Thema in zukünftigen Ansprachen weiter behandeln werde. Zusammenfassend sagte Seine Heiligkeit, dass die Gegner der Zakat und die Abtrünnigen zum Schwert griffen, die Schatzkammern ausraubten, unschuldige Muslime töteten und sie sogar bei lebendigem Leib verbrannten, neben anderen abscheulichen Verbrechen. Und wie der Heilige Qur’an sagt, muss die Vergeltung dem Verbrechen angemessen sein. Das ist der Grund, warum Hadhrat Abu BakrRA gegen sie kämpfte.
Totengebet
Seine HeiligkeitABA sagte, er werde das Totengebet für die folgenden verstorbenen Mitglieder leiten:
Muhammad Bashir Shad
Muhammad Bashir Shad war ein Missionar im Ruhestand mit Wohnsitz in den USA. Er diente als Missionar in Pakistan, Sierra Leone (wo er auch eine Druckerei aufbaute), Nigeria und Benin. Einmal, als der Dritte KalifRH Afrika besuchte, präsentierte ihm Muhammad Bashir Shad Sahib hundert neue Ahmadis als Geschenk. Als der Vierte KalifRH kurz davor war, aus Pakistan auszuwandern, war Muhammad Bashir Shad Sahib derjenige, der die Freitagsansprache in Gegenwart des Vierten KalifenRH hielt. Er hinterlässt seine Ehefrau, einen Sohn und vier Töchter. Seine HeiligkeitABA betete, Allah der Allmächtige möge ihm Vergebung und Barmherzigkeit gewähren und seinen Kindern ermöglichen, der Jamaat und dem Khilafat verbunden zu bleiben.
Rana Muhammad Siddiq
Rana Muhammad Siddiq ist vor kurzem verstorben. Er verrichtete regelmäßig seine Gebete und hielt sich ans Fasten, er besaß viele Tugenden und war dem Khilafat sehr verbunden. Er riet auch seinen Kindern, stets dem Khilafat verbunden zu bleiben. Er hinterlässt sechs Söhne und eine Tochter. Einer seiner Söhne ist als Missionar in Nigeria tätig und konnte nicht an der Beerdigung teilnehmen. Seine HeiligkeitABA betete, möge Allah ihm Geduld gewähren und möge Allah dem Verstorbenen Vergebung und Barmherzigkeit gewähren.
Dr. Mahmood Ahmad Khawaja
Dr. Mahmood Ahmad Khawaja aus Islamabad studierte in Pakistan und im Ausland und lehrte auch an Universitäten in Pakistan und im Ausland. Seine HeiligkeitABA sagte, er habe ihn kennengelernt, als er an einer Universität in Ghana unterrichtete und ihn als bescheiden, selbstlos, einfach und als hervorragenden Forscher erlebt. Er hinterlässt einen Sohn und eine Tochter. Er diente auch in Sierra Leone im Rahmen des Nusrat Jahan-Programms. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Heiligen Qur’an und versuchte, seine Lehren nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen. Er war für seine Leistungen sehr bekannt und wurde sehr geschätzt. Dennoch blieb er bescheiden und war ein sehr aufrichtiger Ahmadi. Viele Menschen aus aller Welt haben Beileidsbekundungen geschickt. Seine HeiligkeitABA betete, möge Allah dem Verstorbenen Vergebung und Barmherzigkeit gewähren, seiner Familie Geduld schenken und sie befähigen, seine Tugenden fortzuführen.
Zusammenfassung erstellt von The Review of Religions